Die jüdische Gemeinschaft in Koblenz blickt auf eine lange und reiche Geschichte zurück. Der jüdische Friedhof der Stadt, der etwa 800 Jahre alt ist, ist ein stiller Zeuge dieser tiefen Verwurzelung. Schon im Mittelalter war die jüdische Gemeinde ein fester Bestandteil des städtischen Lebens. Über Jahrhunderte hinweg trugen jüdische Familien zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region bei.
Bis zum Jahr 1937, kurz vor dem Beginn der nationalsozialistischen Verfolgungen, war die jüdische Gemeinde in Koblenz blühend und wohlhabend. Ein Zeichen dafür waren die elf Torarollen, die in der Synagoge aufbewahrt wurden – ein Symbol für den Reichtum und die Bedeutung der Gemeinde. Diese Synagoge, deren Gebäude sich am Florinsmarkt in der Altstadt befand, war ein zentraler Ort für das religiöse Leben der Juden in Koblenz. Die jüdische Gemeinde hatte das Gebäude 1851 gekauft, und es wurde später als Büresheimer Hof bekannt.
Doch die Jahre des Nationalsozialismus brachten unfassbares Leid. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge schwer verwüstet, jedoch nicht niedergebrannt. In der unmittelbaren Nähe lebte ein ranghoher NS-Funktionär, weshalb die Brandstifter darauf verzichteten, um sein Haus nicht zu gefährden. Die jüdische Gemeinschaft in Koblenz erlitt einen vernichtenden Schlag. Die meisten ihrer Mitglieder wurden deportiert oder flohen. Nur wenigen gelang die Flucht, und viele wählten den Freitod, um der Deportation in die Konzentrationslager, insbesondere Auschwitz, zu entgehen. Die jüdische Bevölkerung von Koblenz wurde in diesen Jahren nahezu vollständig ausgelöscht.
Nach dem Krieg, im Jahr 1945, kehrten nur etwa fünf bis sieben jüdische Überlebende nach Koblenz zurück. Vor ihnen lag die schwierige Aufgabe, die Gemeinde neu aufzubauen. Trotz der enormen Verluste nahmen sie diesen Wiederaufbau mutig in Angriff. Der erste Gottesdienst nach dem Krieg wurde 1945 von A. Bernd im Central-Hotel in der Firmungsstraße abgehalten. A. Bernd war der erste Vorsitzende der neu gegründeten Jüdischen Kultusgemeinde und spielte eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau. Gemeinsam mit den wenigen Rückkehrern legte er den Grundstein für das neue jüdische Leben in der Stadt.
Der Standort der heutigen Synagoge hat ebenfalls eine interessante Geschichte. Früher befand sich an diesem Ort ein Beerdigungsinstitut, und der Friedhofsverwalter lebte dort, wo sich heute das Büro der Gemeinde befindet. In den Jahren nach dem Krieg unterstützte auch die Stadt Koblenz den Wiederaufbau der Synagoge und half dabei, das jüdische Leben in der Stadt wieder fest zu verankern.
Trotz der verheerenden Ereignisse, die die jüdische Gemeinde während des Holocausts erlitten hat, blüht das jüdische Leben in Koblenz heute wieder auf. Die Rückkehr und der Wiederaufbau der Gemeinde sind ein Zeichen des Überlebens und des Neuanfangs in einer Stadt, die eine lange jüdische Geschichte zu erzählen hat.